Einführung in die Erlebnispädagogik

16,99 24,80 

Einführung in die Erlebnispädagogik
von F. Hartmut Paffrath

Die Einführung für alle, die einen umfassenden Einstieg ins Thema suchen. Behandelt werden Geschichte, Grundlagen und wesentliche Modelle und Prinzipien der Erlebnispädagogik. Darüber hinaus beschäftigt sich ein großer Teil des Buches mit Beispielen zu Handlungsfeldern und Zielgruppen. Abgerundet wird das Ganze durch den Blick auf den Erlebnispädagogen selbst; erforderliche Kompetenzen, Ausbildungsmöglichkeiten und Anbieter.

Lieferzeit: 3-4 Werktage

Artikelnummer: 978-3944708-49-2 Kategorien: ,

Beschreibung

272 Seit­en, For­mat 20 x 24 cm
Mit vie­len Fotos, Zeich­nun­gen, Grafiken und Tabellen
24,80 €
ISBN 978-3-944708-49-2 (Soft­cov­er)

Zusätzliche Informationen

Ausführung

eBook, PDF-Download, Printausgabe

Klappentext

Erleb­nis­päd­a­gogik ist in den let­zten Jahren zunehmend in das öffentliche Inter­esse gerückt. Sie hat Kon­junk­tur. In der Bil­dungs­land­schaft, im Freizeit­bere­ich, in der Sozial- und Jugen­dar­beit wie auch in der betrieblichen Weit­er­bil­dung nimmt sie inzwis­chen einen fes­ten Platz ein. Neue Arbeits­felder öff­nen sich.

Aus dem Inhalt

Das Buch gibt einen Überblick über:

  • Das facetten­re­iche Spek­trum erleb­nis­päd­a­gogis­ch­er Aktivitäten
  • Unter­schiedliche Konzepte, Hand­lungs­felder und Zielgruppen
  • Das spez­i­fis­che Pro­fil des Erlebnispädagogen/der Erlebnispädagogin
  • Aktuelle Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten
  • Qual­ität­skri­te­rien erleb­nis­päd­a­gogis­ch­er Ange­bote und Anbieter
  • Gesellschaftliche und geschichtliche Zusammenhänge
  • Den gegen­wär­ti­gen Diskus­sion­s­stand und die ein­schlägige Literatur.

Blick ins Buch

Hier gehts zur Leseprobe…

Rezensionen

Erleb­nis­päd­a­gogik ist in den zurück­liegen­den Jahren zunehmend in das öffentliche Inter­esse gerückt. In der Bil­dungs­land­schaft, im Freizeit­bere­ich, in der Sozial- und Jugen­dar­beit nimmt sie inzwis­chen einen fes­ten Platz ein. Das Buch gibt einen Überblick über das facetten­re­iche Spek­trum erleb­nis­päd­a­gogis­ch­er Aktiv­itäten, unter­schiedliche Konzepte, Hand­lungs­felder und Ziel­grup­pen, aktuelle Aus- und Weit­er­bil­dungsmöglichkeit­en, den gegen­wär­ti­gen Diskus­sion­s­stand und die ein­schlägige Lit­er­atur. Kurz: Der Autor bietet einen infor­ma­tiv­en Ori­en­tierungsrah­men über the­o­retis­che Grund­la­gen der Erleb­nis­päd­a­gogik wie auch Anre­gun­gen für die prak­tis­che Arbeit.

Thomas Thiel, Redak­teur von »Welt des Kindes«, Aus­gabe 04/2023

 


Prof. Dr. Dr. Hans-Peter Heek­erens für socialnet.de

The­ma

Das The­ma des Buch­es ist die Erleb­nis­päd­a­gogik als „ein hand­lung­sori­en­tiertes Erziehungs- und Bil­dungskonzept“, um aus der Kurzde­f­i­n­i­tion des Autors (S. 21) zu zitieren. Ander­norts liest man gar von einem „Gegenkonzept“ (Baig-Schnei­der, 2012); ob uns das weit­er bringt als frühere Kennze­ich­nun­gen der Erleb­nis­päd­a­gogik wie „Meth­ode“ oder „Teil­wis­senschaft der Päd­a­gogik“? Und wer­den damit nicht nur neue erken­nt­nis- und wis­senschaft­s­the­o­retis­che Fra­gen aufge­wor­fen, ohne dass alte beant­wortet wären? Jede(e)r Leser(in) des Buch­es wird sich hier seine Mei­n­ung selb­st bilden müssen.

Das Wort „Ein­führung“ sug­geriert, es gäbe ein klar umris­senes, wohl definiertes und über­sichtlich geord­netes Feld, in das da einge­führt würde. Das mag in Fällen wie „Ein­führung in das Neue Tes­ta­ment“ oder „Ein­führung in die Sozialpsy­cholo­gie“ ein einiger­maßen gerecht­fer­tigter Gedanke sein, im vor­liegen­den Falle aber würde er nur Illu­sio­nen nähren. Und das (schon? auch?) deshalb, weil „Erleb­nis­päd­a­gogik“ eine Begrif­flichkeit ist, die jen­seits des deutschen Sprachraums nur von weni­gen Spezial­is­ten über­haupt ver­standen wird. Was deutsche Erlebnispädagog(inn)en tun, find­et sich im angel­säch­sis­chen Sprachraum – und dort ereignet sich, weltweit betra­chtet, der größte Teil von „Erleb­nis­päd­a­gogik“ (sowohl in der Prax­is als auch im Diskurs) – unter Begrif­flichkeit­en wie „Adven­ture Edu­ca­tion“, „Adven­ture Ther­a­py“, „Out­door Adven­ture“, „Out­ward Bound“, „Project Adven­ture“, „Ropes Chal­lenge“ und „Wilder­ness Challenge“.

Beim Über­schre­it­en des Ämelka­nals ließ Kurt Hahn, der Erfind­er der Erleb­nis­ther­a­pie und Begrün­der der Out­ward Bound-Bewe­gung das bedeu­tungss­chwere und sehr „deutsche“ Konzept des Erleb­niss­es zurück. Wir, seine Enkel aus dem deutsch(sprachig)en Raum mühen uns damit bis heute ab (auch das hier zu rezen­sierende Buch), ohne dass mir erkenntlich(er) würde, welchen Gewinn wir von solch­er Mühe hät­ten. Vielle­icht hat die Gen­er­a­tion nach uns, die wir die „Mod­erne Erleb­nis­päd­a­gogik“ in Gang gebracht haben, den Mut, sich vom Begriff der „Erleb­nis­päd­a­gogik“ zu ver­ab­schieden und stattdessen – in Analo­gie zu dem im deutschen Sprachraum gut ver­ankerten Begriff der „Expe­rien­ziellen Psy­chother­a­pie“ (vgl. Heek­erens & Ohling, 2005) und in Par­al­lelität zum angel­säch­sis­chen „Expe­ri­en­tial Edu­ca­tion“ – von „Expe­rien­zieller Päd­a­gogik“ zu sprechen. Fak­tisch ist das hier zu rezen­sierende Buch eines über „Expe­rien­zielle Päd­a­gogik“, was sich im Inhalt ent­fal­tet und in der früh präsen­tierten Def­i­n­i­tion des Buchge­gen­standes (oder -the­mas) anzeigt: „Erleb­nis­päd­a­gogik ist ein hand­lung­sori­en­tiertes Erziehungs- und Bil­dungskonzept. Physisch, psy­chisch und sozial her­aus­fordernde, nicht alltägliche, erleb­nis­in­ten­sive Aktiv­itäten dienen als Medi­um zur Förderung ganzheitlich­er Lern- und Entwick­lung­sprozesse. Ziel ist es, Men­schen in ihrer Per­sön­lichkeit­sent­fal­tung zu unter­stützen und zur ver­ant­wortlichen Mitwirkung in der Gesellschaft zu ermuti­gen.“ (S. 21) Von Erleb­nis­päd­a­gogik in diesem Sinne mit ihrer eigen­er Geschichte (his­torische Iden­tität), ihren beson­deren the­o­retis­chen Bes­tim­mungsstück­en (the­o­retis­che Iden­tität) und ihren spez­i­fis­chen Hand­lungsan­sätzen (prak­tis­che Iden­tität) ist im vor­liegen­den Buch die Rede.

Autor

Der Autor kommt von der Päd­a­gogik (zunächst Grund- und Hauptschulpäd­a­gogik, später Freizeit- und Sozialpäd­a­gogik sowie Erwach­se­nen­bil­dung) her auf das Feld der Erleb­nis­päd­a­gogik zu. Mit dem Gedankengut ein­er „Expe­rien­ziellen Päd­a­gogik“ war er schon ver­traut, bevor er diese in Gestalt eines ihrer promi­nen­testen Vertreters gle­ich­sam „haut­nah“ erleben durfte: Während des Win­terse­mes­ters 1998/99 war Simon Priest, ein­ge­laden vom Lehrstuhl für Sport­päd­a­gogik und mit finanzieller Unter­stützung der Deutschen Forschungs­ge­mein­schaft, Gast­pro­fes­sor an der Uni­ver­sität Augs­burg, wo er sich auch aktiv am „Hochschul­fo­rum Erleb­nis­päd­a­gogik” und am Kongress “erleben und ler­nen” beteiligte. Von 1967 bis 2006 war der Autor Dozent für All­ge­meine Päd­a­gogik an der Päd­a­gogis­chen Hochschule bzw. Uni­ver­sität Augs­burg, an deren Sportzen­trum er einen Lehrauf­trag für Erleb­nis­päd­a­gogik hat­te. Ohne den dor­ti­gen Ordi­nar­ius Hel­mut Altenberg­er wären die Kon­gresse „erleben und ler­nen“, das „Hochschul­fo­rum Erleb­nis­päd­a­gogik“ und die „Inter­diszi­plinäre Ini­tia­tive Erleb­nis­päd­a­gogik“ (iie) schw­er­lich denkbar (gewe­sen).

Entste­hung­sh­in­ter­grund

Ein weit­er­er iie-Mitar­beit­er ist der frühere Paf­frath-Stu­dent Michael Rehm, heute u.a. Geschäfts­führen­der Gesellschafter des Zen­trums für inter­diszi­plinäres erfahrung­sori­en­tiertes Ler­nen GmbH (ZIEL, www.ziel.org) und Leit­er des „Infor­ma­tions­di­en­stes Erleb­nis­päd­a­gogik“. Über diesen Dienst (www.erlebnispaedagogik.de), der „Erleb­nis­päd­a­gogik“ übri­gens mit „Expe­ri­en­tial Edu­ca­tion and Adven­ture-Based Learn­ing“ über­set­zt sowie über den Ziel-Ver­lag mit der nun­mehr einzi­gen deutschsprachi­gen Zeitschrift für Erleb­nis­päd­a­gogik („erleben & ler­nen“) sowie den bei­den einzi­gen Rei­hen für erleb­nis­päd­a­gogis­che Pub­lika­tio­nen (die aus Lüneb­urg­er Erb­masse über­nommene „edi­tion erleb­nis­päd­a­gogik“ und der orig­inären „Gel­ben Rei­he“, in der auch das vor­liegende Buch erscheinen ist) ver­fügt ZIEL in der deutsch(sprachig)en Erleb­nis­päd­a­gogik über einzi­gar­tige Def­i­n­i­tion­s­macht. Was ZIEL bis­lang fehlte, war eine Ein­führung in die Erleb­nis­päd­a­gogik aus dem eige­nen Haus. Eine solche „Augs­burg­er Ein­führung“ liegt mit dem hier zu rezen­sieren­den Buch nun­mehr vor. Damit ist nicht ignori­ert, dass in der „Gel­ben Rei­he“ kurz zuvor Rainald Baig-Schnei­ders „Die mod­erne Erleb­nis­päd­a­gogik“ (2012) erscheinen war; dabei aber han­delt es sich nicht um ein Haus­gewächs: Rainald Baig-Schnei­der ist Wiener und sein Buch wurde bere­its 2010 von einem anderen Ver­lag verlegt.

Auf­bau

Das Buch beste­ht im Haupt­teil aus neun Kapiteln (höchst unter­schiedlich­er Länge):
Zur aktuellen Sit­u­a­tion der Erleb­nis­päd­a­gogik (20 Seiten)
Erleb­nis­päd­a­gogik hat Tra­di­tion – Zur geschichtlichen Entwick­lung (18 Seiten)
The­o­retis­che Grund­la­gen (Konzep­tion und method­is­ch­er Ansatz (7 Seit­en), Lei­t­ende Prinzip­i­en (15 Seit­en), Ziele (9 Seit­en), Erleb­nis­päd­a­gogis­che Lern­szenar­ien (16 Seiten))
Die Prax­is (Klas­sis­che Out­door-Aktiv­itäten in der Natur (27 Seit­en), Neue Ler­norte und Lern­szenar­ien (25 Seit­en), Hand­lungs­felder und Ziel­grup­pen (45 Seiten))
Wie wirk­sam ist die Erleb­nis­päd­a­gogik? (14 Seiten)
Was muss ein Erleb­nis­päd­a­goge kön­nen? (10 Seiten)
Wie wird man Erleb­nis­päd­a­goge? (6 Seiten)
Anbi­eter im Bere­ich der EP – Fir­men, Unternehmen, Insti­tu­tio­nen (4 Seiten)
Resümee und Aus­blick (3 Seiten)

Diesem Haupt­teil voran ste­hen: eine Wid­mung, ein fün­f­seit­iges Inhaltsverze­ich­nis (nur auf eine Stelle num­meriert, aber auf drei Tiefen gegliedert), ein zwei­seit­iges Vor­wort und eine ein­seit­ige Ein­leitung. Dem Haupt­teil fol­gen: 23 Seit­en Quellen- und 6 Seit­en Per­so­n­en­verze­ich­nis sowie ein ein­seit­iges Autorenporträt.

Inhalt
Das aus­führliche Quel­len­verze­ich­nis ist ein guter Aus­gangspunkt für ver­tiefende Nach­forschung in und zu einzel­nen inter­essieren­den Aspek­ten, und das Per­so­n­en­verze­ich­nis leis­tet dabei wertvolle Hil­fe. Das Vor­wort ver­mit­telt Ein­drücke zum Entste­hung­sh­in­ter­grund des Buch­es und – in Verbindung mit dem Autoren­porträt – zum Autor; die Ein­leitung bietet eine konzen­tri­erte Inhalt­sangabe des Hauptteils.

Der kon­stru­iert im 1. Kapi­tel die aktuelle Sit­u­a­tion der Erleb­nis­päd­a­gogik in Verbindung zur mod­er­nen Freizeit- und Erleb­nis­ge­sellschaft, nimmt erste begrif­fliche und inhaltliche Klärun­gen – darunter ein bre­it­er Gel­tungs­bere­ich und ein stark gefächert­er Medi­en­be­griff – vor.

Das 2. Kapi­tel rekon­stru­iert die his­torische Iden­tität der Mod­er­nen Erleb­nis­päd­a­gogik unter Rück­griff auf die mehr als hun­dertjährige Geschichte der Reform­päd­a­gogik (ein­schließlich Kurt Hahn) und Tra­di­tion der Jugend­be­we­gung, skizziert die kurze Geschichte der Mod­er­nen Erleb­nis­päd­a­gogik und verortet diese als Teil ein­er neuen Lernkultur.

Im 3. Kapi­tel ste­ht die the­o­retis­che Iden­tität der Erleb­nis­päd­a­gogik im Mit­telpunkt. Mehr als the­o­retis­che Ver­satzstücke darf man sich hier real­is­tis­cher­weise – hier liegt kein Ver­sagen des Autors, son­dern eine Schwäche der Erleb­nis­päd­a­gogik vor – nicht erwarten. Man trifft auf viel Bekan­ntes wie Reflex­ions- oder Trans­fer­mod­elle und -meth­o­d­en; Erwä­gun­gen zu Mod­el­lvorstel­lun­gen von Erleb­nis, Aben­teuer und Wag­nis und Über­legun­gen zu Konzepten wie Ganzheitlichkeit oder Gren­z­er­fahrung. Über­raschend ist, in wie viele Rich­tun­gen und wie oft der Autor diese einzel­nen the­o­retis­chen Ver­satzstücke hin und her wen­det, diese auch von unge­wohn­ten Seit­en her beleuchtet und sie in der Tra­di­tion der Päd­a­gogik als kri­tis­ch­er Erziehungswis­senschaft auf möglichen Gewinn und poten­tielle Gefahr hin abklopft. Die Kapi­tel 4 und 5 haben Fra­gen der prak­tis­chen Iden­tität zum Gegenstand.

Das 4. Kapi­tel stellt „klas­sis­che“ Out­door-Aktiv­itäten in der Natur eben­so vor wie neuere Ler­norte und -szenar­ien (City Bound oder Koop­er­a­tive Aben­teuer­spiele etwa) exem­plar­isch dar und benen­nt unter­schiedliche Hand­lungs­felder und Ziel­grup­pen – in ein­er Lebenss­pan­nen­per­spek­tive betra­chtet: von der Ele­mentar­erziehung bis zur Geragogik.

Fra­gen der Wirksamkeit(sforschung) und deren Ergeb­nis­sen ist das das 5. Kapi­tel gewidmet.

Die anschließen­den drei Kapi­tel wid­men sich in knap­per Form – aber immer­hin über­haupt – Fra­gen, was Erlebnispädagog(inn)en kön­nen müssen (6. Kapi­tel), wie man (und frau) Erleb­nis­päd­a­goge bzw. Erleb­nis­päd­a­gogin wird (Kapi­tel 7) und welche Anbi­eter von Erleb­nis­päd­a­gogik im deutschsprachi­gen Raum auszu­machen sind (8. Kapi­tel). Kapi­tel 9 greift zen­trale The­sen des Buch­es noch ein­mal auf und öffnet Per­spek­tiv­en für eine weit­er­führende Auseinandersetzung.
Diskussion

Begin­nen wir beim Äußeren, von dem man weiß, dass es eben nicht nur eine Äußer­lichkeit ist. Das Buch taugt vom For­mat her wenig dazu, auf Exkur­sio­nen mitgenom­men zu wer­den; zumin­d­est, sofern diese den in der Erleb­nis­päd­a­gogik sprich­wörtlich gewor­de­nen Park­platz über­schre­it­en. Mit einem For­mat von 20 X 24 cm ist es für übliche Day­packs unpassend und wirkt selb­st im üblichen Touren­ruck­sack trotz Soft­cov­er sper­rig. Aber wer außer weni­gen Ver­rück­ten wie dem Rezensen­ten liest Büch­er über Erleb­nis­päd­a­gogik denn am lieb­sten im Abend- und Mor­gen­son­nen­schein auf Bergeshöhen? Auf dem Schreibtisch oder auch auf den Knien im Stadt­park macht sich das Buch wun­der­bar. Durch Druck auf Reystar matt (100 % Alt­pa­pi­er) mit seinem dezen­ten Grau­ton wirkt die Schrift (für die visuellen Fein­schmeck­er: Text in Akzi­denz Grotesk , Haup­tüber­schriften in Roties Semi Seris Plus) angenehm weich, was durch den Flat­ter­rand des Textes noch ver­stärkt wird. Geschickt wird bei der Textgestal­tung mit den Möglichkeit­en von Nor­mal-, Kur­siv- und Fettdruck sowie unter­schiedlichen Schrift­größen operiert. Ins­ge­samt ein Genuss fürs Auge.

Die einzel­nen Kapi­tel des Buch­es sind ohne weit­er dif­feren­zierende Num­merierung, die nur for­mal­isierend und damit steif wirken würde, in drei Tiefen­stufen bin­nen­dif­feren­ziert durch in Fettschrift unter­schiedlich­er Stärke gehal­tene Über­schriften und in Kur­siv gehal­tene Stich­wörter; Sinnab­schnitte, die mitunter nur einen einzi­gen Satz umfassen, sind durch Absatz gegliedert. Manch­er „klas­sisch-akademisch“ geschulte Leser mag eine solche Dif­feren­zierung, die pro Seite bis zu drei Teilüber­schriften bzw. vier kur­siv geset­zten Stich­wörtern enthält, für über­trieben hal­ten, der (unter­stellte) durch­schnit­tliche Leser dürfte erfreut sein. Kri­tisch kön­nte der ange­führte „klas­sisch-akademisch“ geschulte Leser“ auch den häu­fi­gen Gebrauch von Gestal­tungse­le­menten wie Fotos, Zeich­nun­gen (erhel­lend zum Beispiel: der allzu sehr in den Guide ver­liebte Guide auf S. 212), Grafiken (anschaulich beispiel­sweise: Wag­niskurve nach Sieg­bert War­witz) und Tabellen (präg­nant etwa: Erleb­nis­päd­a­gogis­che Pro­gramm­typen / Arbeits­felder, Ziele und Ziel­grup­pen) sehen. Man kann über den Sinn und Zweck manch­er der genan­nten Ele­mente stre­it­en; die meis­ten dienen nach meinem Dafürhal­ten der Erkenntnis.

Das gilt selb­st für einige Fotos, wen­ngle­ich ich in deren Mehrheit nichts weit­er sehen kann als eine Ref­erenz an eine anders als ich (seh-)sozialisierte jün­gere Leser­schaft. Zu den erken­nt­n­is­fördern­den Fotos gehört für mich etwa das Wan­der­vo­gel-Bild auf Seite 38. Es erin­nert mich an meine Jungscharzeit­en in den 1950ern, ohne die ich schw­er­lich Erleb­nis­päd­a­goge gewor­den wäre. Was die Aus­rüs­tung, von der per­sön­lichen Klei­dung ange­fan­gen bis zu Kochgeschirr und Zelt (Kothe, Jurte) anbe­langt, hat sich in der ersten Hälfte des let­zten Jahrhun­derts sehr wenig, in der zweit­en hinge­gen sehr viel getan. Und das führt zu einem ersten Desider­at (nicht nur) an dieses Buch. Wann wird man in ein­er „Ein­leitung“ zur Erleb­nis­päd­a­gogik ein­mal Aus­führlich­es darüber lesen, wie sehr techn(olog)ische Entwick­lun­gen, von der Funk­tion­sun­ter­wäsche bis zu High tech-Sport­geräten, sich auswirk(t)en auf erleb­nis­päd­a­gogis­ches Han­deln. Ich bew­erte die ange­sproch­enen techn(olog)ische Entwick­lun­gen als einen der bedeut­sam­sten Kon­textfak­toren der Mod­er­nen Erleb­nis­päd­a­gogik und ich sehe diese in der erleb­nis­päd­a­gogis­chen Lit­er­atur bis heute nicht angemessen und sys­tem­a­tisch behan­delt. Dabei muss es doch noch mehr Men­schen geben als mich, die in diesem Punk­te ihre ein­schlägi­gen Erfahrun­gen haben. Ich selb­st trat Ende der 1970er (vom ersten ver­di­en­ten Geld) Reisen zum Kil­i­mand­scharo und in das damals eben erst geöffnete Zan­skar nicht aus Geld- son­dern wegen Mate­rial­man­gel mit ein­er Aus­rüs­tung an, mit der sich meine Studieren­den ein vier­tel Jahrhun­dert später nicht ein­mal zu ein­er Woch­enend­tour durchs Ammerge­birge gewagt hätten.

Was ich (auch) in dieser „Ein­führung“ fern­er ver­misse, ist eine ver­tieftes Nach­denken über die Beziehungs­gestal­tung zwis­chen Leit­ern und Teil­nehmern erleb­nis­päd­a­gogis­ch­er Maß­nah­men (vgl dazu Heek­erens, 2012). Und worin ich (auch) von dieser „Ein­führung“ abwe­iche, ist die Ein­schätzung der Evi­denz-Basierung der Erleb­nis­päd­a­gogik; die Maßstäbe anle­gend, die hierzu­lande bei der (geset­zlich geregel­ten) Wirk­samkeit­sprü­fung von Psy­chother­a­pie angewen­det wer­den, komme ich zu ein­er deut­lich pos­i­tiv­eren Ein­schätzung sowohl der Wirk­samkeits­forschung zur Erleb­nis­päd­a­gogik als auch zu deren Resul­tat­en (vgl. Heek­erens, 2006; im Druck). Außer­dem unter­schei­det sich meine Ein­schätzung der derzeit­i­gen Sit­u­a­tion der deutsch(sprachig)en Erleb­nis­päd­a­gogik (auch) von dieser „Ein­führung“ in min­destens zwei Punk­ten. Zum einen: Im 13. Kinder- und Jugend­bericht für Deutsch­land, der die zen­trale Empfehlung enthält, die Förderung der Gesund­heit von Kindern und Jugendlichen möge ein Ziel fach­lichen Han­delns in der Kinder- und Jugend­hil­fe sein. Die Erleb­nis­päd­a­gogik, die sich solche Förderung seit Hahn­schen Zeit­en auf die Fahne geschrieben hat und darin nach­weis­lich (!) erfol­gre­ich ist, wird in dem Bericht an kein­er Stelle erwäh­nt! Nahezu nie­mand aus dem erleb­nis­päd­a­gogis­chen Lager hat darüber seine Ver­wun­derung zum Aus­druck gebracht. Das sein­er­seits ver­wun­dert mich, denn ich sehe in dem beschriebe­nen Sachver­halt ein Warnsignal: Für ein gesellschaftlich bedeut­sames päd­a­gogis­ches Hand­lungs­feld wird die Erleb­nis­päd­a­gogik (regierungs-)offiziell für abso­lut unbe­deu­tend erk­lärt. Zum anderen: Wenn die (deutschsprachi­gen) Alpin­ver­bände über Risiko (und das Recht darauf) disku­tieren, dann laden sie als Ideenge­ber keinen (als solchen aus­gewiese­nen) Erleb­nis­päd­a­gogen ein, son­dern Sieg­bert War­witz (von dem ich bis­lang in kein­er sein­er Schriften ver­nom­men hätte, er sehe sich als Erleb­nis­päd­a­goge) ein. Über das, was an Risiko päd­a­gogisch wertvoll ist oder sein kann, sollte man doch als Hahn-Schüler (selb­st noch der drit­ten, vierten oder fün­ften Gen­er­a­tion) bestens Auskun­ft geben kön­nen. Auch dieses Ignori­er­twer­den von promi­nen­ter Seite hat in der deutsch(sprachig)en erleb­nis­päd­a­gogis­chen Szene zu keinem Auf­schrei geführt (ein eventuelles stilles Stöh­nen hört man ja nicht so weit). Das wun­dert mich, wird der deutschen Erleb­nis­päd­a­gogik doch hier die But­ter vom Brot genom­men, um eine eher zurück hal­tende For­mulierung zu verwenden.

Für die deutsch(sprachig)e Erleb­nis­päd­a­gogik gibt es in den let­zten fünf Jahren einige Büch­er, die man als „Ein­führung“ anzuse­hen könnte:
„Erleb­nis­päd­a­gogik“ (2. Aufl., 2008) von Torsten Fis­ch­er und Jörg W. Ziegenspeck,
Wern­er Michels „Erleb­nis­päd­a­gogik“ (2. Aufl. 2011),
„Erleben und Ler­nen“ (7. Aufl., 2012) von Bernd Heck­mair und Wern­er Michl,
Rainald Baig-Schnei­ders „Die mod­erne Erleb­nis­päd­a­gogik“ (2. Aufl., 2012) und das hier zu rezen­sierende Buch (das dem zuvor genan­nten beim ZIEL-Ver­lag unmit­tel­bar nachfolgte).

Das Buch von Torsten Fis­ch­er und Jörg W. Ziegen­speck wurde in der Sam­mel­rezen­sion von Maya Kindler (2010) in der „Zeitschrift für Päd­a­gogik“ aus inhaltlichen wie for­malen Grün­den „zer­ris­sen“ – völ­lig zu Recht, wie ich meine; Wern­er Michls social­net-Rezen­sion dieses Buch­es ist als „wohl wol­lend“ zu werten. Gut hinge­gen schnit­ten in der Sam­mel­rezen­sion von Maya Kindler frühere Aufla­gen (1., 2009 bzw. 6. Aufl., 2008) des zweit­en und drit­ten der o.g. Büch­er ab; das ste­ht in Übere­in­stim­mung zu den social­net-Rezen­sio­nen, die ich im let­zten Jahr für die nach­fol­gen­den Aufla­gen der bei­den Büch­er ver­fer­tigt habe. Baig-Schnei­ders Buch (vgl. die social­net-Rezen­sion von Hol­ger Sei­del) schließlich kann man schw­er­lich als „Ein­führung“ ansehen.

Den­noch: Braucht es angesichts min­destens zweier wohl etabliert­er „Ein­führun­gen“ noch eine dritte? Wäre das deutsche Ver­lagswe­sen plan­wirtschaftlich geregelt, fiele die Antwort wohl neg­a­tiv aus. Unter mark­twirtschaftlich­er Per­spek­tive sieht die Sache anders aus. Und in der Tat: Die vor­liegen­den drei Büch­er, die man als „Ein­führun­gen“ in die Mod­erne Erleb­nis­päd­a­gogik ernst nehmen kann, sind in viel­er­lei Hin­sicht so ver­schieden, dass der mögliche Käufer wirk­lich eine Auswahl hat und eine echte Entschei­dung tre­f­fen kann. Die Ver­schieden­heit bet­rifft Unter­schiedlich- bis Gegen­sät­zlichkeit in der Sache. Während etwa Wern­er Michel (2011) meint, „der Begriff ‚Aben­teuer­päd­a­gogik? (führe) auf eine falsche Fährte“ (S. 12), erk­lärt das vor­liegende Buch Aben­teuer­päd­a­gogik zu einem der „Teil­bere­iche der Erleb­nis­päd­a­gogik“ (S. 19). Und ander­er­seits: Während Bernd Heck­maier und Wern­er Michl (2012) Fra­gen der Ökolo­gie unter der Über­schrift „Eine ‚unver­mei­dliche Schuld?? – Ökolo­gie und Erleb­nis­päd­a­gogik immer­hin knapp zehn Seit­en wid­men, sucht man eine Behand­lung der „Ökol­o­gis­chen Frage“ im vor­liegen­den Buch vergebens.

Faz­it
Das hier zu rezen­sierende Buch kann, als Ein­führung in die Erleb­nis­päd­a­gogik beurteilt, nicht pauschal als schlechter oder bess­er als die zwei anderen beurteilt wer­den. Daher gehört es, um Lück­en zu schließen, die andere Ein­führun­gen gelassen haben, in min­destens einem Exem­plar in die Bib­lio­thek jed­er Aus­bil­dungsstätte für Erzieher, Sozialpäd­a­gogen und Sportwissenschaftler und min­destens ein weit­eres Mal in den Han­dap­pa­rat aller Dozent(inn)en solch­er Ein­rich­tun­gen, die Erleb­nis­päd­a­gogik prak­tisch und/oder the­o­retisch im Lehrange­bot haben. Zudem emp­fiehlt es sich bei dem rel­a­tiv gün­sti­gen Kauf­preis allen an Erleb­nis­päd­a­gogik und ein­er ver­tieften Ein­führung darein inter­essierten Studieren­den der genan­nten Fachrich­tun­gen; ger­ade diese junge Leser­schaft dürfte vom Lay­out des Buch­es sehr ange­tan sein. Und wer son­st auch immer sich einen Ein­blick in die deutsch(sprachig)e Erleb­nis­päd­a­gogik von heute ver­schaf­fen möchte, macht mit dem hier besproch­enen Buch keinen Fehlgriff.

Ergänzende Lit­er­atur­nach­weise
Baig-Schnei­der, R. (2012) Die mod­erne Erleb­nis­päd­a­gogik (2. Aufl.). Augs­burg: ZIEL (die erste Auflage erschien unter gle­ichem Titel 2010 im VDM Ver­lag Dr. Müller, Saarbrücken).
Fis­ch­er, T. & Ziegen­speck, J.W. (2008). Erleb­nis­päd­a­gogik (2. über­arb. Aufl.). Bad Heil­brunn:. Klinkhardt.
Heck­mair, B. & Wern­er Michl., W. (2012). Erleben und Ler­nen (7. Auf.) München: Reinhardt.
Heek­erens, H.-P. (2006). Wirk­samkeits­forschung zur Erleb­nis­päd­a­gogik: Ergeb­nisse, Fra­gen, Anre­gun­gen. Zeitschrift für Erleb­nis­päd­a­gogik, 26(10), 3-57.
Heek­erens, H.-P. (2012). Beziehungs­gestal­tung in der Erleb­nis­päd­a­gogik. erleben & ler­nen, 20(3&4), 54-57.
Heek­erens, H.-P. (im Druck). Ergeb­nis- und Prozess­forschung in der Erleb­nis­päd­a­gogik: Was man weiß, was man wis­sen sollte. erleben & lernen.
Heek­erens, H.-P. & Ohling, M. (2005). Am Anfang war Otto Rank: 80 Jahre Expe­rien­zielle Ther­a­pie. Inte­gra­tive Ther­a­pie, 31, 276-293.
Kan­dler, M. (2010): Besprechung Erleb­nis­päd­a­gogik. Zeitschrift für Päd­a­gogik, 56, 437-440.
Michl, W. (2011). Erleb­nis­päd­a­gogik (2. Aufl.). Stuttgart: UTB.

Rezensent
Prof. Dr. Dr. Hans-Peter Heekerens
Hochschullehrer i.R. für Sozialarbeit/Sozialpädagogik und Päd­a­gogik an der Hochschule München
Home­page de.wikipedia.org/wiki/Hans-Peter_Heekerens

Über den Autor

F. Hart­mut Paf­frath Dr. phil., Dr. phil. habil., apl. Prof. Uni­ver­sität Augsburg

  • Studi­um der Päd­a­gogik, Philoso­phie, Psy­cholo­gie, Sozi­olo­gie und Kunstgeschichte
    an der Päd­a­gogis­chen Hochschule Köln sowie an den Uni­ver­sitäten Köln und
    München
  • 1. und 2. Staat­sprü­fung für das Lehramt an Volksschulen
  • Prak­tis­che Tätigkeit in der Jugen­dar­beit und Erwachsenenbildung
  • Dozent für All­ge­meine Päd­a­gogik an der Päd­a­gogis­chen Hochschule und der
    Universität
    Augs­burg 1967 – 2006
  • Gast­pro­fes­sor Leopold-Franzens-Uni­ver­sität Inns­bruck 1990 – 2000
  • Lehrauf­trag Erleb­nis­päd­a­gogik am Sportzen­trum der Uni­ver­sität Augsburg
  • Preisträger Inter­na­tionaler Kongress „erleben und ler­nen“ 2010

Titel

Nach oben